Kooperationsvereinbaung

Kooperationsvereinbarung

Vertragsunterzeichnung in Herrieden

Multiplikatorenausbildung zur gewaltfreien Schule in Kooperation zwischen BLLV und Dominik-Brunner-Stiftung - Regierungspräsident Dr. Bauer als Schirmherr

"Dieses Programm rettet Leben." So das schlichte und doch treffende Fazit einer Kursteilnehmerin, die am Programm "Pack ma´s - Schulen ohne Gewalt" teilgenommen hatte.

In Herrieden fand in Gegenwart von illustrer Prominenz die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen dem BLLV-Bezirksverband Mittelfranken, dem Nürnberger Lehrerinnen- und Lehrerverband (NLLV) sowie dem Dominik-Brunner-Förderverein für Zivilcourage e.V. statt, um dieses wichtige Projekt zur Förderung und Durchführung von Schulungskursen zur Qualifizierung von Lehrkräften und Schulsozialpädagogen/innen nach Mittelfranken zu holen.

Zunächst erinnerte BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Gronauer an die tragischen Ereignisse vom 12. September 2009 am Münchner S-Bahnhof Solln: Dominik Brunner musste damals sterben, weil er Zivilcourage bewiesen und sich schützend vor on Schlägern bedrohte Jugendliche gestellt hatte - und musste seinereits wohl auch deswegen sterben, weil niemand die Courage aufbrachte, ihm zu helfen.

Heute hilft die Dominik-Brunner-Stiftung Menschen und deren Angehörigen, die wegen ihren selbstlosen Handelns oder aus anderen Gründen unverschuldet gesundheitlich oder finanziell in Not geraten sind. Sie will zudem das öffentliche Bewusstsein gegen Gewalt mobilisieren und die Menschen zu Zivilcourage ermutigen. So war der Tod von Dominik Brunner für die Aktion Münchner Fahrgäste der Anlass, gemeinsam mit dem Polizeipräsidium München und der Bundespolizeiinspektion München ein Verhaltenstraining für Fahrgäste zu veranstalten, anfangs unter der Schirmherrschaft des damaligen Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude. Unter dem Motto "Mit Herz und Verstand handeln. Notfall? Du hilfst - ich auch!" werden die Kurse im Verkehrszentrum des Deutschen Museums durchgeführt. Daran schloss sich das Präventionsprogramm "zammgrauft" des Polizeipräsidiums München an, aus dem schließlich das bayernweite Programm "pack ma´s" hervorging. Es ist, so Gronauer, an der Zeit, das Ziel dieser Programme in einer Gesellschaft, die ein Gewaltproblem hat, in die Fläche zu tragen. "Pack ma´s" sei auch in anderen Regierungsbezirken ein großer Erfolg und insbesondere bei Junglehrern sehr populär.

Regierungsdirektor Dr. Thomas Bauer, der gerne die Schirmherrschaft übernommen hatte, sprach von einer guten Veranstaltung mit gelungener Premiere. Ja, man lebe in einer Zeit in der Gewalt an Schulen Schlagzeilen mache. Doch zeigten Studien, dass die Gewalt oft anders sei, als in den Medien dargestellt. Während sie quantitativ abnehme, steige die Gewaltqualität erschreckend an. War für die Schülergeneration von gestern eine körperliche Auseinandersetzung in der Regel dann beendet, wenn einer der Beteiligten am Boden lag - der berühmte "Schultersieg" -, legt der Gewalttäter von heute da erst richtig los. Schüler seien eine besondere Zielgruppe, weswegen die Praxisrelevanz von "Pack ma´s" gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Dr. Bauer schloss mit dem berühmten Gandhi-Zitat, wonach derjenige, der Frieden in die Welt bringen wolle, bei den Kindern anfangen müsse.

Alois Meier, Vorstandsvorsitzender der Dominik-Brunner-Stiftung, wies darauf hin, dass "Pack ma´s" nur ein Teil eines ganzen Pakets an Vorgehensweisen mit dem Ziel, eine zunehmend gewaltlose Gesellschaft zu schaffen, sei. So gebe es auch Antimobbing-Programme, bei denen Kinder lernten, nicht immer den körperlich Stärkeren in der Klasse hinterherzulaufen, sondern sich selbst zu behaupten. Zudem wolle man, was das zweite große Ziel sei, Kindern aus schwachen Familien ein Zimmer zu geben. Ausdruck für dieses Bestreben sei beispielsweise das Dominik-Brunner-Haus in München, in dem - in Kooperation mit den Johannitern - 100 Kinder aus 24 Nationen eine Heimat gefunden hätten. Für den Vorstand sei es selbstverständlich, ehrenamtlich zu arbeiten, damit wirklich jeder Cent bei den Kindern ankäme. Einmal im Jahr werden von der Dominik-Brunner-Stiftung vor 70 000 Menschen in der Allianz-Arena Auszeichnungen an verdiente Persönlichkeiten vergeben, da "diese kleine Helden des Alltags" es einfach verdient hätten, auch einmal auf großer Bühne gewürdigt zu werden. Im Hinblick auf die Programme "zsammgrauft" und "Pack ma´s" führte Meier aus, dass bislang 2000 Lehrer geschult worden seien - wieviel Kinder man mit diesen Programmen erreicht habe, könne man nur ahnen.

Stefan Horndasch wies in seiner Funktion als stellvertretender Landrat auf die vielen Schnittstellen von Landkreis und Schulen hin. Gemeinsam sei man den Weg in der Bildungsregion Landkreis Ansbach gegangen, gemeinsame Ziele verfolge man in der Schulsozialarbeit. Mahnend ergänzte er, dass Körperverletzung bei jugendgerichtlichen Verhandlungen die zweithöchste Deliktzahl sei, was die Wichtigkeit von Programmen, wie "Pack ma´s" eines sei, unterstreiche. Auch die Rolle der Gewalt in den Medien sei nicht zu unterschätzen. Gegensteuern könne man durch Wertschätzung und pädagogische Prioritätensetzung; Präventionsprogramme schaffen so Stück um Stück mehr Sicherheit. Schule sei der beste Ort, an dem man sich derartige pädagogische Arbeit denken könne.

Den Redenreigen schlossen schließlich Ralf Kappelmeier und Nico Witte von der Polizei München, nicht nur die Macher und Köpfe hinter "Pack ma´s", sondern auch zwei Ordnungshüter mit der medial-telegenen Wirkung eines Tatort-Fahnder-Duos. Nach einem Überblick über die Werdung des Programmes gaben sie einen kurzen Einblick in den aktuellen Status des von er Ludwig-Maximilian-Universität wissenschaftlich begleiteten Projektes: Über den Umstand hinaus, dass es über Jahre hinaus ausgebucht und mittlerweile schon weit über Münchens Stadt- und Bayerns Landesgrenzen hinaus bekannt sei, erfuhren sie auf vielerlei Ebenen und von vielen Stellen, dass dies exakt das Programm sei, welches man für die schulische Praxis gebraucht und gesucht habe. So erlebten Kinder im Rollenspiel die Wichtigkeit der Güte einer Gemeinschaft. "Je besser eine Gemeinschaft ist, desto weniger tut man sich an." Rechne man die Multiplikationswirkung der Lehrer hoch, seien mittlerweile sicherlich Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Menschen erreicht worden. Und wenn, auf die Eröffnungsworte zurückgreifend, auch nur ein Leben durch "Pack ma´s" gerettet wurde, dann war und ist dies alle Anstrengung wert.